oder: Die Trendhure In den letzten Wochen haben wir hier eine Menge Spaß mit seiner Majestät König Autistiko II. gehabt. Das will ich dem Leser jedoch keinesfalls vorenthalten.
In der Branche, in der wir tätig sind, gibt es hin und wieder Innovationen. Meistens, oder besser gesagt immer sind es jedoch unsere Mitbewerber, die die guten Ideen umsetzen. Das hat aber nur bedingt etwas mit Geld zu tun. Bekanntlich ist Majestät König Autistiko II. oberster Lehnsherr und somit obliegt ihm die ultimative Entscheidungsgewalt. Ergo müssen alle Ideen vor ihrer Umsetzung zwangsläufig an seiner Majestät König Autistiko II. vorbei. Das Dumme daran ist nur, dass seine Majestät König Autistiko II. eine Begeisterungsfähigkeit ähnlich einem Sack Reis hat - er steht einfach nur so da und es ist ihm scheißegal, ob er umfällt oder nicht.
Zurück zum Thema: Vor einigen Jahren! führte ein Mitbewerber ein neues Produkt auf dem Markt ein. Im Laufe der nächsten Monate beäugten sich die Mitbewerber gegenseitig und entschlossen sich, entsprechend nachzuziehen. Heute ist das Produkt fest im Markt etabliert und, wenn man den Mitbewerber Glauben schenken mag, sehr rentabel.
Nachdem sich seine Majestät König Autistiko II. irgendwann auch mal mit dem Produkt etwas näher beschäftigt hat, kam er zu der Erkenntnis, dass das ein lohnenswertes Investment sein könnte. Na ja, streng genommen war es gar nicht seine Erkenntnis, vielmehr hat er die schon vor Jahren von Mitarbeitern verfassten Memos wiederentdeckt und gelesen - die Verfasser haben das Unternehmen zwischenzeitlich längst verlassen, so dass sich seine Majestät König Autistiko II. als erstes mal als großen Trendsetter feiern ließ. Tja, wenn nichts mehr zu peinlich ist, dann erfinden wir einfach etwas Bestehendes neu und erklären es zum eigenen geistigen Output.
Seine Majestät König Autistiko II., zwischenzeitlich vom geglaubten Schein der eigenen Selbstherrlichkeit fast geblendet, machte sich dann irgendwann ans Werk und kaufte sich zunächst mal ein paar Maschinen für die Herstellung des innovativen Produkts. Viele Millionen Euro ärmer standen dann, völlig unerwartet, ganz viele Container mit den Maschinen teilen auf dem Hof.
Ach so, da war doch noch was, sagte sich seine Majestät König Autistiko II. und rauschte auf der Suche nach einem Schuldigen brassig über den Hof. Monate später, die Maschinen lagerten immer noch in den Containern, forderte seine Majestät König Autistiko II. mal eine Kalkulation für die neuen Produkte auf Basis der bisherigen Investitionen an.
Das Meeting zum Thema Preiskalkulation, ich
berichtete ja schon darüber, verlief verheerend, da sich der Chef-Controller dazu berufen fühlte, eine Kalkulation auf Basis der aktuellen Kosten vorzulegen. In dem mehrstündigen Meeting ging es dann um Fragen wie "Warum sind die Energiekosten zwischen 2003 und 2007 gestiegen?" oder "Was ist Lkw-Maut?". Ja, ganz klar, die Fragen kamen selbstverständlich von seiner Majestät König Autistiko II., der offensichtlich einige Entwicklungen, sagen wir mal, ein klein wenig verschlafen hat.
Aber nein, die Energiekosten sind nicht gestiegen - wir müssen die Produktion nur ins westafrikanische Mali verlagern. Dort können wir einfach auf Humanstrom umstellen. Ach so, da war ja noch die Sache mit der Lkw-Maut: Einfach unglaublich. Da hat einfach so eine Regierung in Deutschland für Lkws eine Nutzungsgebühr für Autobahnen eingeführt und nicht bei seiner Majestät König Autistiko II. nachgefragt. Unmöglich!
Nachdem die immensen Wissenslücken seiner Majestät König Autistiko II. halbwegs geschlossen wurden, kam das ultimative Highlight: Wo soll die Anlage aufgebaut werden?
Darauf hatte dann auch seine Majestät König Autistiko II. keine Antwort, so dass wir nunmehr zur Schadensbegrenzung die Altmetallpreise verstärkt im Auge behalten, um die ganze Anlage direkt aus der Fabrik zur Schrottpresse zu fahren ;-)
Und um was ging es? Na klar, um nichts, schon klar, aber auch um etwas anderes: Seine Majestät König Autistiko II. kann jetzt auch so schöne neue Produkte herstellen, wie die Mitbewerber. Er ist ja so innovativ und seiner Zeit weit voraus (aber nur, wenn wir einen dritten Weltkrieg für das Jahr 2050 fest in unsere Überlegung einkalkulieren).
PS: In diesem Zusammenhang sehr empfehlenswert ist das Buch "Management von Nichtwissen in Unternehmen" von Andreas Zeuch - "Auch das Nichtwissen ist eine wichtige, wenig beachtete produktive Kraft. Denn der konstruktive Umgang mit Nichtwissen ist Voraussetzung für Kreativität, Innovation und lebenslanges Lernen."Labels: Lex specialis