Freitag, 30. Dezember 2005

Der emotionale Mülleimer

In jedem Unternehmen gibt es Mitarbeiter mit einer besonders ausgeprägten Extrovertiertheit. Auch bei uns war die Suche nicht sonderlich aufwendig: Man muss eigentlich nur seinen Augen und Ohren folgen. Wäre das Büro ein Hühnerstall, dann wäre Frau Klimper-Schüttel die Oberhenne, sofern es derartiges geben würde. Sobald der Hahn in Gestalt von seiner Majestät König Autistiko II. in Sicht- oder Hörweite von Frau Klimper-Schüttel gelangt, setzt bei ihr hektische Betriebsamkeit auch in ausgeprägter körperlicher Form ein: Es wird nicht einfach nur ein Zahn zugelegt, sondern auch beim Gehen sämtliche! Extremitäten unnatürlich von sich gestreckt. In etwa so, als wollte sie die gesamte Welt optisch daran teilhaben lassen, das sie in Eile ist. Der "landwirtschaftliche Querverkehr" aus anderen Abteilungen muss sich aber keine Sorgen machen, dass er beim Überqueren des Flurs von den rhythmisch ausladend von sich geworfenen Armen und Beinen irrtümlich getroffen wird. Frau Klimper-Schüttel hat stets ein Schlüsselbund dabei, mit dem sie akustisch anzeigt, dass sie den Flur entlang kommt. Da hat der Arbeitsschutzbeauftragte ganze Arbeit geleistet ;-)

Damit aber auch niemand auf die Idee kommt, seine Probleme mit Frau Klimper-Schüttel zu besprechen, hält sie sich demonstrativ beide Ohren zu, wenn jemand auf der Suche nach einem emotionalen Mülleinmer ist.

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Donnerstag, 29. Dezember 2005

Organisatorische Geisterfahrt II

oder: Kein Papier mehr vorhanden

Jeden Monat wieder gibt es ein paar Tage, an denen ist das Schreibpapier alle. OK, das kann schon mal passieren, aber regelmäßig?

Seit dem seine Majestät König Autistiko II. die Bestellung von A4-Papier zur Chefsache erklärt hat, sparen wir uns reich: Wir kaufen einfach kein Papier mehr ein, schreiben keine Rechnungen und Briefe mehr und geben auch kein Porto aus. Das ist doch einfach genial. Warum bin ich nicht auf die Idee gekommen?

Bei Licht betrachtet ist die Sache aber gar nicht so einfach zu durchschauen. Die inkompetenten Kollegen aus dem Einkauf, wobei es tatsächlich außer seiner Majestät König Autistiko II. überhaupt niemanden mit Sachverstand gibt, kaufen das Papier viel zu teuer ein. In einem Handstreich hat seine Majestät König Autistiko II. das Problem selbst in die Hand genommen und, getreu der Devise "Geiz ist geil", einen Anbieter gefunden, der richtig billig ist. Dumm nur, das seine Majestät König Autistiko II. vergessen hat zu fragen, ob er auch liefern kann.

Nachdem der gesamte Geschäftsbetrieb auch in diesem Monat zwei Tage ruhte, entschloss sich seine Majestät König Autistiko II. wieder einmal das Papier per Kurierdienst anliefern zu lassen. Auf eigene Kosten, selbstredend.

Das wurde ja auch Zeit. Der Printserver fühlte sich schon nach 10 Stunden dazu berufen, Root im Minutentakt eine "Ich bin voll"-E-Mail zu schicken. Man, was war Root genervt.

Nach jedem "Papier-Stau" schlage ich dem Einkauf vor, die Konditionen beim Kurierservice neu zu verhandeln.

Und die Moral von der Geschichte: Das Papier war billig und im Grunde haben wir das Controlling auch glücklich gemacht. Da braucht man gar keinen Mitarbeiter die Aufgabe geben, den Papierbestand im Auge zu behalten. So einfach kann clever sparen sein.


Mehr aus der Serie "Organisatorische Geisterfahrt" kann man hier finden:
Teil 1: Tägliche Tätigkeitsnachweise

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Der Stress-Test

Wir haben vor ein paar Tagen einen Stress-Test gemacht. Obwohl den Test wirklich jeder für sich gemacht hat, waren die Ergebnisse beängstigend dicht beieinander.

Obwohl den Test wirklich jeder für sich gemacht hat, waren die Ergebnisse beängstigend dicht beieinander. Frau Nörgel kam, genau wie ich, über 15 Punkte nicht hinaus. Sollte ich mit ihr mal einen Beziehungstest machen? ;-)

Frau Bürospaß hatte über 20 Punkte. Ich habe den Eindruck, sie hat beim Test gemogelt.

Obwohl Frau Gemüse ihr Ergebnis keinem verraten hat, ergab sich spontan eine kleine Mobbing-Gruppe gegen Frau Bürospaß. Es ist schon unglaublich, in welcher Art und Weise eingeschworene Leidensgemeinschaften hintergangen werden!

Frau Bürospaß musste ihren Test dann später noch einmal unter Aufsicht wiederholen.

Ach so, hier das Resümee meines Tests:
So richtig angenehm ist Ihr Arbeitsplatz nun wahrlich nicht. Entweder Sie kommen mit Chef und Kollegen nicht klar, oder ihre Aufgabe ist nicht klar definiert, unbefriedigend und mit ständigen Frustrationen gepflastert. Vielleicht sollten Sie mal mit ihrem Chef reden oder an ihrer eigenen Arbeitsorganisation etwas ändern - so wie die Dinge im Moment liegen, wird ihr Job Sie langsam aber sicher auffressen. In jedem Fall sollten Sie sich um sportliche oder anderweitige Entspannung nach Feierabend bemühen - Bewegung hilft, Stresshormone abzubauen.


Hm - an meiner Arbeitsorganisation kann ich nicht wirklich viel ändern, da das im Zweifelsfall bedingt, mich selbst zu rationalisieren. Ich werde daher an die Geschäftsleitung schreiben und um die Einrichtung eines Sport- und Wellness-Bereiches im Keller bitten.

Übrigens: Mit dem Wort Keller ist das so ähnlich wie mit dem Namen des Landes Elfenbeinküste, den man unter Strafandrohung ausschließlich in Landessprache aussprechen darf. Bei uns hat seine Majestät König Autistiko II. verfügt, dass das Wort für die entsprechende Räumlichkeit nicht verwendet werden darf. Ich kann allerdings an dieser Stelle nicht schreiben, welches Wort stattdessen genutzt werden soll.

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Freitag, 23. Dezember 2005

Die Klo-Mail

Zu Spitzenzeiten gab es einmal pro Woche eine Rundmail bezüglich der Benutzung der Mitarbeitertoilette. Auslöser war vermutlich die Tatsache, dass einige Kollegen mit der Nutzungsordnung der Toilette überfordert waren oder schlicht viel zu spät aufs Klo gegangen sind

Laut Bürofunk wurden wiederholt sowohl Bremsspuren auf dem Boden! des WCs als auch WC-Papier in nicht dafür vorgesehenen Gefäßen gesichtet. Letzteres könnte vermutlich auch die, sagen wir mal, etwas militante Geruchsnote erklären, von der mindestens einmal die Stunde irgendwer berichtet

Die Suche nach dem oder der Schuldigen verlief nach kurzer Befragung durch Frau Wir-haben-kein-fließend-Wasser-zu-Hause, ihres Zeichens übrigens die Personalchefin, in Einzelhaft, also in ihrem Büro, im Sande. Und ich war drauf und dran meine fachliche Kompetenz als Inquisitor mit dem Vorschlagen eines firmenweiten DNA-Tests herauszustellen

Typische Themen der Klo-Mails sind des Weiteren der Verbrauch an Toilettenpapier (ich frage mich schon seit Monaten, wann die doppelseitige Verwendung arbeitsvertraglich vorgeschrieben wird) sowie das Lichtanlassen auf dem WC. Bei letzterem muss ich allerdings energisch zustimmen: Das Lichtanlassen hat spätestens seit dem Zeitpunkt keinen Sinn mehr, als die über einen Lichtsensor gesteuerte automatische Belüftung deaktiviert wurde.

Über die Gründe der Deaktivierung kann man allerdings nur spekulieren: Entweder landete der Punkt "Beauftragung einer Fachfirma zur Behebung der Fehlfunktion" auf der To-do-Liste seiner Majestät König Autistiko II. an Stelle 538 oder, was ich persönlich für sehr viel wahrscheinlicher halte, seine Majestät König Autistiko II. lässt die Mitarbeiter aus reinem Spaß an der Freunde in ihrem eigenem Mief eingehen.

Ich werde im nächsten Jahr ein Dixi-Klo außerhalb des Firmengeländes aufstellen lassen und auch den Kollegen gegen Entgelt die Nutzung offerieren.

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Donnerstag, 22. Dezember 2005

Der Nuttenstall

Die Abteilungsleiterin Frau Ekel, die im Übrigen auch schon mit nuttig wirkenden Pumps im Büro gesehen wurde, hielt vor einigen Tagen Frau Bürospaß und Frau Nörgel einen Vortrag über züchtiges Erscheinungsbild. OK, Frau Bürospaß machte mich neulich auch schon einmal darauf aufmerksam, dass Frau Nörgel dazu neigt, ihre Brüste demonstrativ zur Schau zu stellen, was ich aber gar nicht so unangenehm fand. Woran liegt das wohl?

Frau Ekel teilte mit, das ihr von Frau Wir-haben-kein-fließend-Wasser-zu-Hause, der Tochter ihrer Majestät König Autistiko II., zugetragen wurde, dass beide recht nuttig aussehen würden und das gefälligst abstellen sollten.

Merkwürdig daran ist nur die Tatsache, dass Frau Wir-haben-kein-fließend-Wasser-zu-Hause schon häufiger im Büro mit Netzstrumpfhosen und handbreiten Lederröckchen gesehen wurde.

Seit heute morgen überprüfe ich während der Happy Hour, also wenn Frau Ekel noch nicht anwesend ist, die Etikette. Hierzu messe ich die Länge des Pulloverausschnitts und der Röcke. Ich habe mir allerdings noch nicht überlegt was ich mache, wenn die Grenzwerte überschritten wurden. Ich könnte den Mädels vorschlagen, Eintritt zu nehmen ;-)

Andererseits sollte ich vielleicht mit Frau Ekel zunächste einmal eine Grenzwerttabelle und Richtlinie erarbeiten, wobei sich die so genannte Richtlinienkompetenz von Frau Ekel im Grunde darauf beschränkt, möglichst nichts zu entscheiden oder zu dokumentieren.

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Organisatorische Geisterfahrt I

Die Kommunikation im Unternehmen ist grauenvoll – zumindestens bezüglich offizieller Dinge. Heute habe ich erfahren, dass man lieber Arbeitsplätze erhält anstatt etwas zu verkaufen. Sie werden denken das widerspricht sich, aber nein, man eben muss Prioritäten setzen!

Zunächst einige Informationen zum Verständnis: Es gibt bei uns so genannte "Tägliche Tätigkeitsnachweise" für die im Außendienst tätigen Kollegen. In diesen Reports vermerkt der Mitarbeiter das Kennzeichen des Firmenfahrzeuges, den km-Stand zu Beginn und am Ende des Tages, den Beginn und das Ende der Arbeitszeit sowie eine detaillierte Aufstellung aller Kunden bzw. Interessenten, die an dem Tag besucht wurden. Daneben werden, wie sich das für ein ordentliches deutsches Formular gehört, auch erhaltende Zahlungen von Kunden dokumentiert.

Das Feld für den Namen des Mitarbeiters wurde im Rahmen des letzten Reworks gestrichen. Was geht es jemanden etwas an, von wem der Bericht ist. Und außerdem sollen die Kollegen im Head Office ihr Geld schließlich ehrlich verdienen.

Eine Kollegin erwähnte heute beiläufig, dass es seit zwei Wochen ein neues Prozedere für die Täglichen Tätigkeitsnachweise geben soll. Anstatt die Reports täglich an das Head Office zu schicken, wird die monströse disziplinarische Befehlskette voll in Anspruch genommen. Ganz konkret bedeutet das folgendes: Der Kollege im Lkw schickt seinen Report einmal pro Woche an seinen nächsten Boss. Öfters geht das nicht, weil man auf Papierkram keinen Bock hat. Der Boss des Lkw-Fahrers soll den Report checken (wie auch immer er das machen soll – möglicherweise ruft er jeden Kunden an und erkundigt sich, ob der Fahrer auch höflich gegrüßt hat) und dann an seinen Boss weiterschicken. Dieser wiederum checkt das auch noch mal (vermutlich mit dem gleichen hilflosen Gesichtausdruck wie sein Vorgänger) und leitet den Report dann an das Head Office weiter. Hier noch ein wesentlicher Fakt: Alle drei Personen wohnen allenfalls im gleichen Bundesland. Der mehrfach in Anspruch genommene Postweg entwickelt sich damit zu einer eigenen Variable bei der Ermittlung des Verlustrisikos.

Nachdem zwischen drei und vier Wochen vergangen sind, trudelt der Report im Head Office ein. Wenn die Mädels aus dem Vertrieb zwischen dem Sabbeln mal Zeit finden – typischerweise setzt zum Abschluss der Rechnungsperiode stets rege Betriebsamkeit ein – schreiben sie den vor drei oder vier Wochen besuchten Kunden dann mal eine Rechnung für die gelieferten Waren. Bei der Gelegenheit zieht man dann auch das für die Company kassierte Geld ein.

Nun zur Frage nach dem Warum: Kurz gesagt, man weiß es nicht. Ausführlich ausgedrückt scheint der Oberboss der Initiator zu sein. Im Grunde hätte ich mir das Wort "scheint" sparen können, da es tatsächlich nur eine Entscheidungsinstanz gibt – der Oberboss, seine Majestät König Autistiko II.

Was lernen wir daraus: Wenn das Geschäft stagniert, sollte man das gesamte Gefolge immer schön "in Bewegung" halten. Bei der Gelegenheit kann man die echte Realsatire vom "Amt" einmal selbst im Unternehmen durchspielen und schauen, wie weit man Effizienz und Produktivität drosseln kann.

PS: Habe mit einem Kollegen aus dem Außendienst nach dem Gespräch gekabelt. Er wollte mit mir nicht über das Thema sprechen. Schade, hätte ihm gerne noch ein paar Tipps gegeben, wie man die Aufmerksamkeit seiner Chefs testen kann und ihn darauf hingewiesen, dass die Tätigkeit als Bank einer Konzession bedarf ;-)

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Kick-off

OK, schon wieder ein neues Weblog werden einige jetzt sagen. Ich will, das möchte ich gleich zu Beginn deutlich machen, eigentlich auch gar nicht versuchen, an dieser Stelle irgendetwas ganz besonders zu schreiben. Ich hoffe aber trotzdem, den einen oder anderen Leser zum Schmunzeln zu bringen.

In diesem Weblog werde ich in erster Linie nur den ganz normalen Wahnsinn aus dem Büroalltag verarbeiten. Ich habe seit gut fünf Jahren zwei Jobs, denen ich mich durchschnittlich 11 Stunden pro Tag insgesamt widme. Ich bin dabei als Assistent bzw. Stabsstelle in der Old Economy und als Team Leader in der New Economy aktiv. Nur so viel zu meiner Tätigkeit: Mit den Produkten beider Jobs kommen die meisten Menschen in Europa auf die eine oder andere Art und Weise täglich in Berührung.

Aus persönlichen Gründen lege ich wert auf meine Anonymität. Es ist zwecklos zu versuchen herauszufinden, wer ich bin oder für wen ich arbeite. Die Identität aller in diesem Weblog vorkommenden Personen wurde anonymisiert.

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