Donnerstag, 24. August 2006

Organisatorische Geisterfahrt IX

Der Arbeitsplanung wird, wie vielen anderen organisatorischen Angelegenheiten, ein hoher Stellenwert eingeräumt. Die Priorität wird dabei so hoch gesetzt, dass seine Majestät König Autistiko II. dafür persönlich verantwortlich zeichnet. Wie immer erfolgte die Zuweisung der Priorität jedoch magnetisch respektive per Dekret seiner Majestät König Autistiko II., mit dem der Belegschaft zwangsweise kollektive Dummheit attestiert wurde.

Der Schwerpunkt des Modells zur Arbeitsplanung durch seine Majestät König Autistiko II. liegt dabei auf der Verklumpung von Aufgaben zu periodisch wiederkehrenden Zeitpunkten, typischerweise mindestens zweimal pro Monat. Die Frequenz sowie die Haufenhöhe ist von Abteilung zu Abteilung unterschiedlich, systematisch aber überall anzutreffen.

Es gibt in fast allen Bereichen unserer Company Dinge, die periodisch erledigt werden müssen. Hierzu zählen z.B. Statistiken für alle möglichen und unmöglichen Behörden, interne Erfolgsrechnungen, Aktivitätsreports für Geschäftsbereiche und Mahnungen. Meistens ist den betroffenen Kollegen auch bekannt, wann sie welchen Report seiner Majestät König Autistiko II. vorzulegen haben. Man könnte also annehmen, dass mit ein klein wenig eigenverantwortlicher Planung jede Abteilung in der Lage wäre, ihre Aufgaben zu erledigen.

Meint man ... seine Majestät König Autistiko II. hat da natürlich eine ganz andere Auffassung. Es ist sicherlich ausgesprochen nett, wenn man zum 1. eines Monats das Zahlenwerk des Vormonats auf dem Tisch hat, keine Frage. Es gibt da jedoch einige unbedeutende Aspekte, die es selbst DAX-notierten Unternehmen unmöglich machen, genau dies zu leisten. Das macht aber rein gar nichts. Da es Woche für Woche, Monat für Monat und Jahr für Jahr eben nicht klappt, versuchen wir es halt Woche für Woche, Monat für Monat und Jahr für Jahr erneut. Das ganze wäre jedoch nur halb so schlimm, wenn die Versuche nicht dahingehend ausgeartet wären, dass faktisch alle personellen Ressourcen an die Erreichbarkeit der unerreichbaren Terminvorgaben gebunden werden. Es kommt also zu der eingehend erwähnten Verklumpung von Aufgaben und Personal – bildlich betrachtet ist das in etwa so, als wenn zwanzig Mann gleichzeitig versuchen, ein Wollknäuel zu entknoten.

Tja, als Anhänger des Utilitarismus hat man es bei seiner Majestät König Autistiko II. nicht wirklich leicht.


Mehr aus der Serie "Organisatorische Geisterfahrt" kann man hier finden:
Teil 1: Tägliche Tätigkeitsnachweise
Teil 2: Kein Papier vorhanden
Teil 3: It's not my Job
Teil 4: Negatives Papiersparen
Teil 5: Das "Pontius-Pilatus"-Prinzip
Teil 6: Strategische Chaostheorien
Teil 7: Kontrollhaken for ever
Teil 8: Multifunktionslisten

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