Organisatorische Geisterfahrt VI
In den vergangenen Jahren gab es immer mal wieder einige zaghafte Versuche seiner Majestät König Autistiko II. bestimmte Arbeitsabläufe zu verschlimmbessern. Meistens hatten wir Glück und seine Majestät König Autistiko II. ließ sich entweder eines Besseren belehren oder aber er hat das Thema einfach vergessen. Letzteres ist meistens der Fall. Manche Dinge tauchen allerdings in schöner Regelmäßigkeit immer wieder auf und werden quasi Stückweise durchgesetzt. Es ist quasi eine Art organisatorischer Tod auf Raten.
Der ausgeprägten Beratungsresistenz seiner Majestät König Autistiko II. ist auf Dauer allerdings kaum etwas entgegenzusetzen. Das liegt vermutlich daran, dass völlig antiquierte Vorstellungen zu den technischen und administrativen Möglichkeiten in Verbindung mit gänzlich fehlenden Grundkenntnissen kaufmännischen Handelns tagtäglich auf die Realität prallen.
Anyway ... seit ein paar Tagen mahlen die Mühlen der Idiotie mal wieder intensiver. Herausgekommen ist dabei ein beispielloser Verwaltungswahnsinn: Ich kann hier leider nicht ins Detail gehen und versuche die Angelegenheit daher neutral zu umschreiben.
Es gibt organisatorische Abläufe in einem Unternehmen, die zunächst einmal einer konkreten Aussage zu einer Strategie bedürfen. Ein kurzes Beispiel hierzu: Es macht wenig Sinn den Preis für ein Produkt zu senken, wenn man nicht das Ziel hat, den Verkauf dieses Produktes aggressiv mittels Marketing zu fördern. Der Deckungsbeitrag des Produktes reduziert sich, wenn man den Anteil an Fixkosten auf eine größere Menge verteilt. Die Preissenkung ist also wirtschaftlich reproduzierbar.
Bei uns entfällt die Überlegung zur Strategie und, selbstverständlich, zu im logischen Kontext stehenden Aktionen. Wir doktern statt dessen einfach unmethodisch an den Symptomen herum - im Zweifelsfall einfach am Ende der Verwaltungskette, denn die sind ja eh Menschen mit nicht ausreichendem Intelligenz-Koeffizienten.
Das Ergebnis kann sich im wahrsten Sinne des Wortes sehen lassen. Ab sofort bombardieren wir uns und unsere geschätzte Klientel mit Papier in rauhen Mengen. Meine Theorie zur prähistorischen Papierfabrik wird immer mehr Realität.
Einige Kollegen haben sich über den Sinn und Unsinn der neuen Doktrin seiner Majestät König Autistiko II. einige Gedanken gemacht und festgestellt, dass es ohne eine grundlegende Aussage zur gewünschten Strategie einfach keinen Sinn hat. Hier wird versucht, ganz wie in einer Besserungsanstalt, die Klientel auf die harte Tour umzuerziehen. Dass das schon bei den Kreuzzügen im Mittelalter nicht sonderlich gut funktioniert hat, ist irrelevant. Die Betrachtung der Vergangenheit zeigt jedoch, dass solche Versuche, außer einer deutlichen Steigerung des administrativen Aufwands sowie des Bedarfs an Papier, schlicht nichts bringen. Ich werde weder den Deckungsbeitrag eines Produktes verbessern, nur weil ich den Preis gesenkt habe, noch schneller an mein Geld kommen, in dem ich die Frequenz des Mahnversandes erhöhe. So läuft das einfach nicht - zumindestens nicht in der Realität.
Wenn ein Produkt schlecht läuft, dann kann das daran liegen, dass es wenig bekannt ist. Wenn ein Kunde schlecht bezahlt, dann kann das ursächlich an der mangelnden Wirtschaftlichkeit dieses liegen. In beiden, beispielhaft gewählten Konstellationen ist die Holzhammer-Methode nicht zielführend. Da können wir noch so lange in der Rumpelstilzchen-Manier um das Lagerfeuer tanzen.
Aber für sachliche Argumenten und gut gemeinte Worte ist die Beratungsresistenz seiner Majestät König Autistiko II. einfach zu stark ausgeprägt, als dass eine echte Chance für einen geistigen Niederschlag vorhanden sein würde. Ich frage mich daher immer wieder, warum derartige Unterhaltungen, und ich verwende bewusst nicht das Wort "Dialoge", da es stets Monologe seiner Majestät König Autistiko II. sind, überhaupt geführt werden. Vermutlich nur deshalb, um das Frustrationslevel der Belegschaft möglichst hoch zu halten. Man kann das vielleicht auch als eine Art autoritäre Selbstbefriedigung seitens seiner Majestät König Autistiko II. ansehen ...
Mehr aus der Serie "Organisatorische Geisterfahrt" kann man hier finden:
Teil 1: Tägliche Tätigkeitsnachweise
Teil 2: Kein Papier vorhanden
Teil 3: It's not my Job
Teil 4: Negatives Papiersparen
Teil 5: Das "Pontius-Pilatus"-Prinzip
Labels: Verwaltungschaos
1 Kommentare:
"Der Deckungsbeitrag des Produktes reduziert sich, wenn man den Anteil an Fixkosten auf eine größere Menge verteilt. Die Preissenkung ist also wirtschaftlich reproduzierbar." schreibst Du. Das ist falsch, der db erhöht sich!
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