Sonntag, 29. Januar 2006

Organisatorische Geisterfahrt III

Was ich heute gelernt habe: Organisatorische Regeln sind dazu da, sich das Leben leichter zu machen. Die oberste Direktive lautet bei uns: Mach bloß keine Regeln. Die Arbeitsabläufe sind nicht ohnehin so kompliziert. Ein globales Netz von Mitarbeitern, angeführt von seiner Majestät König Autistiko II., hat über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten systematisch jeden Arbeitsprozess so umgestaltet, dass es selbst für Insider nicht mehr möglich ist zu erkennen, wer was zu machen hat.

Das täglich zu bestaunende Ergebnis ist wirklich eindrucksvoll:

  • Stell Dir mal vor, ein Kunde ruft an und keiner weiss, wer für das Anliegen des Kunden zuständig ist. Man schreibt eine Mail, zur Sicherheit gleich an ein halbes Dutzend Kollegen, und keiner antwortet.
  • Stell Dir mal vor, ein Geschäft entwickelt sich als Flop und keiner hat es ursprünglich entschieden. Man holt eine alte Aktennotiz, zur Sicherheit gleich an ein halbes Dutzend Mitarbeiter addressiert, heraus, in der die Risiken beschrieben wurden und keiner hat sie je gelesen.
  • Stell Dir mal vor, es gibt eine Änderung im Arbeitsablauf und keiner kennt diese. Man fragt schriftlich bei einem halben Dutzend Kollegen aus der Führungsetage nach und bekommt keine Antwort.

Im ersten Moment klingt das recht absurd. Bei näherer Betrachtung zeigt sich jedoch, dass auch in diesem Fall das Kalkül seiner Majestät König Autistiko II. aufgegangen ist. Das Stichwort lautet "Kollektive Sippenhaft": Im Zweifelsfall sind alle schuldig.

Auf der anderen Seite ist der täglich für die Klärung banaler, regelmäßig wiederkehrender Aufgabenstellungen aufgewendete Zeitaufwand derart astronomisch geworden, dass man kaum noch dazu kommt, sich mit den wichtigen Dingen zu beschäftigen: Verkaufen.

Was lernen wir daraus: Organisation ist alles und nichts wissen macht auch nichts.


Mehr aus der Serie "Organisatorische Geisterfahrt" kann man hier finden:
Teil 1: Tägliche Tätigkeitsnachweise
Teil 2: Kein Papier vorhanden

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