Montag, 17. Juli 2006

Agent 00

oder: Die verlängerte Unfähigkeit seiner Majestät König Autistiko II.

Nach den ganzen OT-Postings will ich nun mal wieder zum Ernst des Lebens zurückkehren ;-)

Letzte Woche hatte ich eine knapp zweistündige Privataudienz bei seiner Hoheit Graf Blender I. alias Herrn Glitschi. Wie schon erwartet dauerte es zunächst einmal eine halbe Stunde um herauszufinden, warum ich überhaupt da bin. Es wurde viel palavert; über Gott und die Welt, das Wetter und Fußball sowie die Lokalpolitik von Trondheim. Nachdem sich das Gespräch schon eineinhalb Stunden im die informelle Flatline bewegte, wurde ich für mein Engagement und meine fachliche Kompetenz gelobt, ach nein, was sage ich, förmlich verbal umschleimt. Ich finde es in diesem Zusammenhang immer wieder erstaunlich, welches Talent manche Menschen besitzen, um den sprichwörtlichen Heißen Brei zu reden. Ohne eine besonders gut ausgeprägte Menschenkenntnis zu besitzen ist mir aufgefallen, dass der verlängerte Arm seiner Majestät König Autistiko II. nach dem Weggang der Mädels hinsichtlich der Arbeitsverteilung ziemlich im Dunkeln sitzt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass zwischenzeitlich auch im von der Realität vollständig abgekapselten Paralleluniversum seine Majestät König Autistiko II. das Personalproblem angekommen ist, wenngleich ich davon ausgehe, dass die Frage nach dem Warum natürlich unbeachtet blieb.

Ich habe also einen kleinen Plausch geführt und zum Zeichen der Zustimmung artig den Kopf rhythmisch nach vorne fallen gelassen. Nach, wie gesagt, knapp zwei Stunden hatte ich von dem Gesäusel eine reelle Muschel am Ohr. Ganz spontan fiel mir eine Anekdote von Frau Bürospaß ein, in der ihr von seiner Majestät König Autistiko II. ein Betonkopf attestiert wurde. In etwa genau so schwer war wohl auch mein Kopf mit der gigantischen Muschel am Ohr. Also immer schön aufpassen, dass der Kopf nicht auf dem Schreibtisch aufschlägt ;-)

So what ... zum Abschluss wollte seine Hoheit Graf Blender I. von mir wissen, was ich den am liebsten machen würde respektive wo ich denn glaube meine Kompetenzen am besten nutzen zu können. Noch bevor die letzte Silbe der Frage durch den Raum hallte, eilte ein Output-Kommando vom Sprachzentrum meines Gehirns zum humanoiden I/O-Interface. Glücklicherweise konnte ich an der vorletzten Synapse die Befehlskette unterbrechen und somit verhindern ihm zu antworten: "Aber sicher: Kündigen und einen neuen Job suchen!" - Puhhh, das war wirklich knapp. Die Stimmbänder waren schon in Vibration versetzt ;-)

Des lieben Friedens willen, und auch, weil ich seiner Majestät König Autistiko II. den Vorteil dieses eine Mal nicht gönne, habe ich ihm ein grobes Konzept meiner Vorstellung dargelegt. In Anbetracht der Tatsache, dass seine Hoheit Graf Blender I. meine Ausführungen mit der gleichen Höflichkeit, die ich ihm während seines Vortrages zu teil werden ließ, aufnahm, war mir klar, dass das ganze Gespräch im Grunde nur der Informationsbeschaffung diente. Tja, netter Versuch, aber leider eignet sich seine Hoheit Graf Blender I. noch nicht einmal für die Tätigkeit als Informeller Mitarbeiter beim Geheimdienst seiner Majestät König Autistiko II., der Employees Intelligence Agency (EIA).

Ich werde diese wirklich schlecht gemachte Komödie daher zum Anlass nehmen, einen dritten Spitznamen für seine Hoheit Graf Blender I. einzuführen: IM Glitschi.

Unter dem Strich war die Unterhaltung aber nicht wirklich unproduktiv: Ich konnte mich auch ein wenig über geplante Aktionen im Rahmen der berüchtigten Personalrotation informieren bzw. im Äther des Bürofunks befindliche Gerüchte verifizieren.

Einige Tage später, seine Hoheit Graf Blender I. hat zwischenzeitlich vermutlich gemerkt, dass die Informationsbeschaffung nicht sonderlich effizient gelaufen ist, setzte er seine letzte Neuerwerbung zwecks Aushorchen auf mich an. Über den Erfolg brauche ich vermutlich nichts zu schreiben ;-)

Fazit: Unseren Feinden haben wir viel zu verdanken. Sie verhindern, daß wir uns auf die faule Haut legen.*)


*) Zitat von Thornton Wilder (1897-1975)

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