Mit gehangen, mit gefangen
Da meine renitente Einstellung schon vor einiger Zeit von seiner Majestät König Autistiko II. zur Kenntnis genommen wurde, stehe ich Gott sei Dank nicht mehr pauschal auf der Liste der Teilnehmer für Meetings aller Art. Seither hat meine Produktivität deutlich zugenommen. Über das Bestehen eines Konnexes herrscht unter den Kollegen eine sozialistische Einigkeit.
Es verwundert mich daher einigermaßen, dass ich trotzdem geplant oder unerwartet auf der Teilnehmerliste von Meetings mit seiner Majestät König Autistiko II. auftauche. Die nach Geltung haschenden Kollegen, allen voran Frau Ekel, fühlen sich selbstredend geschmeichelt - die Süffisance wird auch nicht dadurch geschmälert, dass es jedes Mal voll eins an den Ballon gibt. Man könnte die Ausprägung der devoten Lebenseinstellung zwischenzeitlich auch als pathologisch bezeichnen. Das wiederum erklärt durchaus schlüssig, warum Frau Ekel oft und ungefragt Ratschläge für psychologische Betreuung gibt.
Vor einigen Tagen, ich wollte gerade zur Mittagspause gehen und hatte den rechten Fuß schon auf öffentliches Gelände gesetzt, höre ich meinen Namen durch die Halle bölken. Verdammt - man kann aber auch ein Pech haben ...
Auch wenn ich die Auffassung und insbesondere die Art und Weise seiner Majestät König Autistiko II. nicht schätze, und das ist noch relativ human ausgedrückt, so stehe ich doch zu meinem Job. Ergo habe ich dem Marschbefehl seiner Majestät König Autistiko II. Folge geleistet und mich in den Konferenzraum getrollt, wo seine Majestät König Autistiko II. exakt eine Viertelstunde vor der Mittagspause ein Meeting angesetzt hat.
Ich betrat also den Verhörsaal und hörte mir als erstes die verbale Jammerei seiner Majestät König Autistiko II. an. Im Laufe der nächsten halben Stunde habe ich dann herausgefunden, dass offensichtlich ein paar Kollegen trotz Vorbereitungszeit reichlich unvorbereitet (ganz schlecht!) zum Meeting erschienen sind und es somit tatsächlich ein reproduzierbaren Gesprächsbedarf gab. Das wiederum war gut und nicht gut. Nicht gut, weil es ein Thema war, von dem alle Beteiligten wussten, dass seine Majestät König Autistiko II. aufgrund der legendären Technikfeindlichkeit absolut keine Ahnung hatte. Und genau das macht Meetings mit seiner Majestät König Autistiko II. zum Alptraum jedes Didakten. Es ging um das Thema Computer.
Seit einigen Monaten haben wir massive Probleme mit der Performance unseres ERP-Systems. Der Verursacher war, wie schon vermutet, seine Majestät König Autistiko II. selbst. Das Dilemma fing an, als seine Majestät König Autistiko II. eine Extremmodifikation des Controllingsystems angeordnet hat. Seine Majestät König Autistiko II. hat ein eigenes betriebswirtschaftliches Kennzahlensystem entwickelt, welches logischerweise auf das ERP-System übertragen werden muss. Und da die Auswertung von Umsätzen nach Mondphasen und Schuhgrößen der Verkäufer keine standardisierten Reports sind, produzieren die angepassten und in Realtime laufenden Reports eine Mords Systemlast.
Irgendwann ist die grauenvolle Systemperformance auch bei seiner Majestät König Autistiko II. angekommen und begriffen worden, so dass, da ja alles Chefsache ist, seine Majestät König Autistiko II. eine Entscheidung treffen muss.
In dem besagten Meeting ging es also um die Frage, was an Hardware und Software angeschafft werden muss. Anstatt sich auf die Kompetenz der fachkundigen Kollegen aus dem IT-Department zu halten, fing seine Majestät König Autistiko II. an die gesamte Kalkulation für die Investition in Frage zu stellen. Warum? Er kannte nicht den Unterschied zwischen Hardware und Software.
In den nächsten zwei Stunden versuchten fast alle anwesenden Kollegen seiner Majestät König Autistiko II. den Unterschied zwischen Hardware und Software auf einem didaktischen Niveau für Drittklässler zu erläutern. Irgendwann, der Erklärungsbedarf war nach wie vor riesig und ich stand aufgrund des permanenten Redeschwalls kurz vor der vollständigen Dehydrierung, machte seine Majestät König Autistiko II. einen inhaltlichen Schwenk und fragte Root nach seiner Meinung zu dem vorliegenden Angebot. Root, als Experte im Umgang mit pathologischen Nervensägen, erkannte den offensichtlichen Zeitdruck seiner Majestät König Autistiko II. und nickte das Angebot als OK ab.
Seine Majestät König Autistiko II. setzte kommentarlos sein leicht epileptisch anmutendes Handzeichen unter das Angebot, sprang auf und verließ mit einer seiner berüchtigten Slapstick-Einlagen den Konferenzraum.
Geht doch, warum nicht gleich so.
Ach so: Das IT-Department möge bitte daran denken seiner Majestät König Autistiko II. ein Zertifikat für die Teilnahme am Computer-Grundkurs für Grundschüler auszustellen ;-)
Labels: Meetings
4 Kommentare:
Moin,
wie alt ist eigentlich KA II. ?
Er ist ja sicherlich nicht 8 (auch wenn er sich halt auf geistigem drittklässler Niveau bewegt.)
An und für sich wundert es mich, wenn ich deine Einträge mitverfolge, das bei euch überhaupt noch etwas arbeitstechnisch läuft.
Immerhin will KA II. noch nicht alles selber unterschreiben, vom wichtigen Vertrag bis zum gebrauchten Klopapierblatt.
Gruß Banyadir
P.S. Auch wenns allen Lesern leid tut, aber ich wünsch dir echt nen neuen Job.
Er gehört deutlich zur Generation 50+ - soviel kann und will ich verraten.
BTW: Er ist ein Typ, der sich im Zweifelsfall von der Johanniter-Unfallhilfe auf einer Sackkarre in die Company schieben lässt ;-)
Root? Das aber nicht der Root vom Frischling oder? ;-)
btw, echt netter blog!
fs
Nein, wir haben einen eigenen Root ;-)
Kommentar veröffentlichen
<< Startseite