Donnerstag, 31. August 2006

Stop and Go

Der geneigte Leser meint nur oberflächlich, dass jetzt ein Artikel zum Thema Straßenverkehr und den täglich inkarnierenden Stau zur Rush Hour folgt. Tatsächlich bietet auch das abnorme Universum seiner Majestät König Autistiko II. eine pseudo-haptische Form des Stop-and-Go-Verkehrs. Manchmal zumindestens geht es nach vorn, meistens jedoch nach hinten oder eben gar nicht mehr.

Gestern hatte ich eine sehr reale verbale Halluzination, bin jedoch recht schnell Opfer meines Gottvertrauens geworden. Man könnte im Grunde auch "selbst schuld" als Untertitel der Anekdote wählen. Anyway ... zurück zur Story:

Seit vielen Monaten gibt es einen mehr oder minder schweren Disput mit einem Lieferanten und insbesondere der Abrechnung von Schadensersatzansprüchen. Nachdem sich seine Majestät König Autistiko II. hinsichtlich der Bemessungsgrundlage des Schadensersatzes schweigend durchgesetzt hat, ging es in den letzten Wochen nur noch um eine Detailfrage. Die, wie gesagt, von mehrwöchigen Funkpausen auf beiden Seiten gekennzeichnete Verhandlung zog sich schon über ein knappes Jahr hin und ich habe mich während dessen verzweifelt bemüht, aus der Zuständigkeit entlassen zu werden. Da diese Versuche ausnahmslos daneben gingen, hatte ich vor einigen Tagen die Flucht nach vor angetreten und seiner Majestät König Autistiko II. eine Vernunftmemorandum zukommen lassen. Es ging um die Frage, ob Schadensersatzansprüche von der Umsatzsteuer befreit sind oder nicht. Der Lieferant hat in der Zwischenzeit gebetsmühlenartig seine Forderung nach Rückzahlung der bei Zahlung seiner Rechnungen zum Abzug gebrachten Umsatzsteuer für Schadensfälle untermauert.

Nachdem ich prompt eine Audienz erhielt, war ich guter Dinge. Gestern nun gab es eine abschließende Besprechung, in der sich seine Majestät König Autistiko II. für den Vorschlag wie jeder normale Unternehmer Umsatzsteuer bei Schadensersatzansprüchen nicht zu berechnen, aussprach. Erleichtert und nicht ohne Stolz verließ ich mit dem Persilschein in der Hand die Kathedrale seiner Majestät König Autistiko II., um die Sache nunmehr einer Endlösung zuzuführen.

Ich kümmerte mich also um die Anpassung unseres ERP-Systems, damit die Abrechnung von Schadensersatzforderungen zukünftig korrekt, also ohne Märchensteuer ausgestellt werden können. Recht schnell stellten mein Kollege und ich fest, dass das ohne Inanspruchnahme des kostenpflichtigen Helpdesks für das ERP-System nicht möglich war. Mein Kollege stellte also fix einen Investitionsantrag bei seiner Majestät König Autistiko II. und lehnte sich zurück.

Seltsam war es allerdings schon, da das Ganze eigentlich viel zu glatt lief - der erfahrene Mitarbeiter ist stets mit einem hohen Mass an Skepsis ausgestattet, ganz besonders in unserer Company ;-)

Na ja, es kam so, wie nicht vermutet, aber doch insgeheim befürchtet: Seine Majestät König Autistiko II. meldete sich eine Stunde später, lehnte den Mini-Investitionsantrag für die Anpassung des ERP-Systems ab und widerrief seine Zustimmung zum Deal, die bislang gekürzte Umsatzsteuer zurückzuzahlen.

Ich frage mich nun, was das Ganze gebracht hat? Nun, faktisch nichts. Nach vielen Stunden Arbeit für die Ausarbeitung eines Kompromisses stehe ich wieder genau dort, wo ich angefangen habe: Der Lieferant fordert die Mehrwertsteuer und seine Majestät König Autistiko II. bewegt sich nicht. Genau das ist das eingehend erwähnte Phänomen des organisationstechnischen Stop-and-Go-Verkehrs. Einen Schritt vor und, noch bevor der Fuß den Boden wieder berühert hat, einen Schritt zurück - praktisch betrachtet könnte das durchaus witzig aussehen.

Leute, so wird das nichts. Ich will diesen Scheiß echt nicht mehr. Das ist mal wieder wie im Kindergarten ...

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