Samstag, 8. April 2006

Verhältnismäßigkeit

Ich habe gestern von seiner Majestät König Autistiko II. gelernt, wie man Verhältnismäßig richtig definiert.

Die Verhältnismäßigkeit definiert nicht das Verhältnis zwischen der Beschaffung und Dokumentation von Informationen zum erwarteten Einspareffekt. Beide Bereiche müssen voneinander abstrakt gesehen werden. Die Menge der in Papierform zu Kontrollzwecken produzierten Informationen einschließlich die faktische Unwahrscheinlichkeit deren Nutzung respektive Auswertung ist dabei irrelevant.

Auslöser dieser Unterhaltung war das Thema Reisekostenabrechnung. Das pathologische Misstrauen seiner Majestät König Autistiko II. gegenüber allen Mitarbeitern veranlasste ihn, die Prüfung der Rechtmäßig der Reisekostenabrechnungen durch zwei Mitarbeiter aus der internen Abteilung in Frage zu stellen. Ab sofort wird sich seine Majestät König Autistiko II. auch um diesen Bereich höchst persönlich kümmern. In diesem Zusammenhang wurde die Anzahl an Stunden pro Tag von knapp 24 Stunden auf 30 Stunden erhöht - in 24 Stunden kann seine Majestät König Autistiko II. beim besten Willen nicht alles schaffen, was mehrere Dutzend Mitarbeiter dank mangelnder Vorgaben seiner Majestät König Autistiko II. und per Dekret verordneter Inkompetenz erledigen könnten.

In praxi geht es um den sagenhaften Betrag von zwei Europäischen Greenbacks pro Mitarbeiter und Tag. Wenn, beispielhaft angenommen, von 100 Mitarbeitern die Hälfte falsche Angaben macht, ergibt sich pro Tag ein zu betrachtender Betrag in Höhe von 100 EUR. Bei 220 Arbeitstagen pro Jahr summiert sich der Fehlbetrag, wohlgemerkt im wirklich schlechtesten Fall!, auf 22.000 EUR. Stichproben haben eine Differenz von 10 EUR pro Tag ergeben.

Kommen wir nun zur Ermittlung des Aufwands für die Kontrollmacke: Das Drucken von 2 Seiten pro Tag und Mitarbeiter kostet nicht die Welt – der Einfachheit halber berücksichtige ich die ohnehin nicht mehr als 1.000 EUR p.a. all-inclusive nicht weiter. Die Protokolle müssen aber auch von seiner Majestät König Autistiko II. persönlich angesehen werden. Veranschlagen wir hierfür mal eine Stunde pro Tag. Als kalkulatorischen Stundenlohn setze ich mal 250 EUR an. Damit kostet das Prüfen der Ausdrucke jedes Jahr 55.000 EUR.

Ergo: 22.000 EUR > 55.000 EUR

Da seine Majestät König Autistiko II. die Protokolle eh nicht liest, verheizen wir per Saldo eigentlich nur ordentlich Papier Tag für Tag. Ich glaube das kann man auch als informelle Selbstbefriedigung einstufen ;-)

Übrigens: Die Protokolle kommen, einfach auch, weil kein normaler Mensch eine derart unersättliche Informationsgier hat, natürlich nicht per Default aus dem Computer. Für die Erstellung eines entsprechenden Berichtes sind mehrere Tage Programmieraufwand erforderlich.

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