Die Ja-Sager
oder: Der Zusammenhang zwischen Alpträumen von Supportmitarbeitern und dem Sudden User Death Syndrom (SUDS)
Neben der nachvollziehbaren Ganzkörperdevotion in Anwesenheit seiner Majestät König Autistiko II. neigen einige Kollegen auch während dessen Abwesenheit häufig zu einer kommunikativ ausgeprägten Unterwürfigkeit, dem so genannten Ja-Sagen.
Prinzipiell ist dagegen nichts einzuwenden. Es ist ja in erster Linie als Ausdruck der Höflichkeit zu verstehen und dient in einem Gespräch dazu sicherzustellen, dass die Anwesenden den Ausführungen gedanklich folgen können.
Daneben gibt es aber auch Menschen, die scheinbar aus Reflex "Ja" sagen (müssen). Es dauert meines Erachtens recht lange, um herauszufinden, bei wem das Ja-Sagen ein pathologischer Reflex ist. Zu einer solchen Gnosis bin ich vor einigen Tagen gelangt, als ich eine Sache zum fünften Mal, gefühlt das 20. Mal, erläutert habe.
Ich bemühe mich bei Erklärungen immer, nicht nur motorische Reflexe sowie den Zeitpunkt deren Ausübung zu vermitteln, sondern auch das Warum respektive den Kontext zu verdeutlichen. Ich halte das in so fern für wichtig, als dass es hilft, das eigene Tun und Handeln gedanklich zu verifizieren und somit Fehler frühzeitig zu erkennen.
Ich stehe also neben einer Kollegin und erläutere ihr in einigen kurzen Sätzen den Sinn und Zweck von Dokumentenvorlagen für Word sowie deren Verwendung. Zwischendurch suche ich immer wieder Blickkontakt um festzustellen, dass sowohl die gewählten Worte als auch das Gesagte inhaltlich verstanden wurde. Das ganz und gar nicht apathische Kopfnicken lies mich glauben, mein Gegenüber kann mir gedanklich folgen. Das unisono, fast periodisch vorgetragene "Ja" sollte mich allerdings eines besseren belehren. Keine fünf Minuten später schallte es durch das Büro: Wie war das noch mal mit den Vorlagen? Wo finde ich die und für was soll ich die benutzen?
Sik – irgendwie war diese Frage vorhersehbar ...
Warum können manche Menschen nicht einfach sagen, wenn sie etwas nicht verstanden haben? Das Ja-Sagen kann man auch als unhöflich empfinden! Insbesondere dann, wenn ich im Glauben, die Sache wurde verstanden, weggeschickt werde und, meinen Hintern gerade in Andockposition mit meinem Stuhl gebracht habe, sofort mit der identischen Frage zurückgelockt werde.
Ich habe es schon mit komplexen User Guides und Schritt-für-Schritt-Anleitungen probiert. Alles ohne Erfolg. Da ich der tiefen Überzeugung bin, dass es, entgegen den pauschalisierten Behauptungen seiner Majestät König Autistiko II., nicht am mangelnden Intelligenz-Koeffizienten liegt, nerven die Ja-Sager einfach nur. Es ist ja viel bequemer, den Support jedes Mal zu bestellen, anstatt sich einmal die Mühe zu machen und wenigsten eine Hemisphäre des Großhirns während einer wenige Minuten dauernden Lernphase partiell zu aktivieren.
Übrigens: Vor ein paar Jahren war ich mit ein zwei Freunden in einem für uns fremden Land im Urlaub. Während wir so eine Straße in Richtung Süden entlanglaufen, fragen mein Freund und ich unseren dritten Mann, Jens, ob er denn auch der Meinung ist, die Richtung stimmt. Jens stimmte immer mit einem Ausdruck fester Entschlossenheit in seiner Stimme zu. Nach einer knappen Stunde stellten wir dann schließlich fest, dass wir in die falsche Richtung gelaufen sind. Bis dahin war die Welt in Ordnung. Nachdem ich beiläufig erwähnte, dass wir alle falsch lagen, passierte das Unfassbare: Jens schob pfeilschnell ein vor Selbstbewusstsein strotzendes "Ja, sage ich doch" hinterher. Wie auf Kommando drehten sich mein Freund und ich zu Jens: "Schulz jetzt!"
Ansonsten ist Jens aber ein feiner Macker :-)
Labels: Hotline
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