Montag, 2. Juli 2007

Lame Duck strikes back

Vorletzte Woche haben wir ein neues Kapitel im Handbuch der unternehmerischen Absurditäten seiner Majestät König Autistiko II. aufgeschlagen. Wie es dazu kam:

Vor drei Jahren haben wir damit begonnen, für unser ERP-System ein neues Modul einzuführen. Ganz im Sinne der von seiner Majestät König Autistiko II. bekannten Professionalität wurde ein Mitarbeiter, der wohl durchaus Ahnung von der Materie hatte, nicht jedoch von Projektmanagement rund um die Einführung von Software, mit der Erstellung eines Pflichtenheftes beauftragt. Nun ja, Halbwissen hat bekanntlich seinen Preis: Mehr als eine halbe DIN A4-Seite mit ein paar Stichworten kam nicht heraus. Das wäre vermutlich nicht so schlimm gewesen, wenn diese Kladde nicht die Basis für externe Dienstleister gewesen wäre. Im Laufe des Projekts ließ es sich seine Majestät König Autistiko II. natürlich auch bei diesem Projekt nicht nehmen, permanent unqualifiziert dazwischen zu reden und das Pflichtenheft, wohl gemerkt, mündlich! um wirre Features zu ergänzen.

Zwei Jahre später ist das Projekt dann erwartungsgemäß an einem Todpunkt angelangt - die bislang realisierten Funktionen waren nur halbwegs fehlerfrei und die Umsetzung des großen Rests wurde noch nicht einmal in Angriff genommen. Je weiter man zum Ende dieser Phase kam, desto offensichtlicher wurde, dass die externen Dienstleister gar keine Lust mehr hatten, aktiv an der Umsetzung mitzuwirken. Hintergrund der mangelnden Unterstützung ist vermutlich die Tatsache, dass es auch heute kein Pflichtenheft gibt und seine Majestät König Autistiko II. keine Lust mehr hat, sich mit dem Projekt zu beschäftigen.

Vor einigen Monaten hat der externe Dienstleister nunmehr das Problem erkannt und nach einem Ausweg aus der Situation gesucht. Er schlug vor, dass wir doch zunächst ein richtiges Pflichtenheft anfertigen sollten, auf dessen Basis dann das Modul konfiguriert und das Projekt abgeschlossen werden kann. Mit viel Engagement haben sich dann einige Kollegen zusammengesetzt und ein professionelles Pflichtenheft erstellt.

Geholfen hat es leider nichts. Seine Majestät König Autistiko II. lehnt zwischenzeitlich jegliche Auseinandersetzung mit der Angelegenheit wie ein kleines bockiges Kind ab. In den internen Aussöhnungsmeetings trägt er dann wechselnde Argumente vor, die unter dem Strich jedoch allesamt als aufgemachter Blödsinn einzustufen sind. Besonders schön ist dann die Argumentation, dass man in Projekt D im Moment nichts machen möchte, weil man mit dem Ergebnis von Projekt A nicht zufrieden ist. Dumm nur, dass bislang weder jemand Kenntnis von Problemen in Projekt A hatte, noch seine Majestät König Autistiko II. die eigene Unzufriedenheit konkretisieren kann. Und was zum Henker hat Projekt A mit Projekt D zu tun?

Der Anbieter des neuen Moduls ist dann irgendwann der Geduldsfaden gerissen und verlangte den vollen Kaufpreis. Er vertrat, durchaus reproduzierbar, die Auffassung, dass seine Majestät König Autistiko II. die Erbringung der Leistung systematisch behindern würde und der Lieferant somit gar keine Chance hätte, seine Leistung abzuliefern.

Seine Majestät König Autistiko II. hat die Aufforderung zur Zahlung des Kaufpreises zur Kenntnis genommen und umgehend einige Mitarbeiter mit dem Aufbau einer gerichtlichen Gegenargumentation beauftragt - zahlen kommt selbstverständlich nicht in Frage. Das Produkt sei ja schließlich unfertig und fehlerbehaftet.

Nun sitzt ein halbes Dutzend Kollegen zusammen und versucht sich Argumente aus den Fingern zu saugen, warum man nicht bezahlen müsste. Das ist ausgesprochen schwierig, weil jeder weiß, woran es tatsächlich gescheitert ist. Zu vorgerückter Stunde werden die Lösungsvorschläge der Kollegen immer kreativer. Besonders gefallen hat mir, neben der angenehmen Atmosphäre, der Vorschlag, das Unternehmen seiner Majestät König Autistiko II. einfach an einen Hedge Fond zu verkaufen. Die Geschäftsführer sind zwar im Innenverhältnis das, was man auch als Lame Duck bezeichnet, doch im Außenverhältnis könnte man das Unternehmen ganz legal veräußern. Hammer, was für eine Idee: Ich stelle mir gerade vor wie es wäre, wenn seine Majestät König Autistiko II. eines Tages das Firmengebäude betreten will und seinen nicht vorhandenen Betriebsausweis vorzeigen muss, um eingelassen zu werden.

So, ich werde mich mal ganz entspannt zurücklehnen und schauen, wie sich die Posse vor Gericht entwickeln wird. Ich glaube es ist auch seiner Majestät König Autistiko II. klar, dass er, wenn überhaupt, allenfalls einen Pyrrhus-Sieg erlangen kann. Der hat zwar viel gekostet, aber man hat Recht bekommen.

Fazit: Dumm Rumsabbeln und von nichts eine Ahnung haben, nichts bekommen und 100.000 EUR ausgeben. Einfach mal die Schnauze halten und die Profis ihren Job machen lassen, Effektivität verbessern und 100.000 EUR einnehmen.

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2 Kommentare:

Am/um Montag, Juli 02, 2007 12:20:00 PM , Anonymous Anonym meinte...

Kann es nicht vielleicht sein, das dein Chef ein Kontrollfreak ist und nur deshalb so bockig ist, weil er bei den IT-Projekten nicht mehr mithalten kann? Sprich nichts versteht und infolge dessen nicht mehr Kontrollieren kann, was um ihn herum passiert? Kömmt mir fast so vor.

 
Am/um Montag, Juli 02, 2007 6:43:00 PM , Blogger The Renitenz meinte...

Ja, absolut. Der Typ hat eine ausgeprägte Kontrollmacke und ist pathologisch paranoid. Anstatt jedoch einfach mal Vertrauen zu haben - man kann ja die Umsetzung mit vielen Mitteln überwachen (z.B. Zieldefinition, Auditierung) - wird planlos auf die Leute eingeknüppelt.

 

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