Freitag, 22. Juni 2007

Rohstoffmafiosis aus dem Kreml

Ich gestehe die russische Rohstoffmafia, in erster Linie vertreten durch Gazprom, ist in gewisser Art und Weise eines meiner heimlichen Lieblingsthemen. Aus Anlass des skandalöses Rausschmisses von BP aus dem sibirischen Gasfeld Kowykta möchte ich mich daher heute mal wieder mit Thema beschäftigen :-)

Man kann über nationalstaatliche Interessen geteilter Meinung sein. Ich finde es durchaus legitim, dass ein Staat Interesse daran hat, den eigenen Rohstoffreichtum so zu nutzen, dass es der eigenen Gesellschaft dient - (Umwelt)Probleme hat Russland bekanntermaßen ja genügend. Es kommt allerdings immer auf der Art und Weise an. Das russische Modell der Reprivatisierung auf dem Rohstoffsektor hat jedoch langsam aber sicher mafiöse Strukturen angenommen. Es liegt vielleicht daran, dass die Semi-Kommunisten im Kreml langsam aber sicher begriffen haben, dass die eigenen Parteigenossen im Zuge der Perestroika heimlich schnell und leise Staatsvermögen zu Gunsten der eigenen Tasche verscherbelt haben. Ausgesprochen bedenklich finde ich die Tatsache, dass sich Wladimir Putin sehr engagiert, um nicht zu sagen persönlich um die Angelegenheit kümmert.

Ein sehr prominentes Opfer ist Michail Chodorkowski mit seiner Firma Jukos. Die Parallelen zur eingehend erwähnten Entwicklung im Rahmen der Perestroika sind frappierend: Die obligatorische Mitgliedschaft in der kommunistischen Sekte alias Kommunistische Partei nutze Chodorkowski genau so konsequent wie seine Funktionärskollegen und schnitt sich 1996 bei der Privatisierung von Jukos ein ordentliches Stück vom Rohstoffkuchen ab. Hätte er sich nicht mit der politischen Opposition in Russland eingelassen, dann wäre die Geschichte sicherlich ohne nennenswerte Ereignisse weiter als Erfolgsstory, wohlgemerkt nur für Herrn Chodorkowski, verlaufen. Den Rest der Geschichte kennt man. Meines Erachtens war das eine hervorragende Steilvorlage für Wladimir Putin: Man schafft sich nicht nur lästige politische Konkurrenz vom Leib, sondern korrigiert auch die Schmach, als man sich bei der Privatisierung von Jukos hat abzocken lassen.

Anyway ... langweilig wird es mit den Mafiosis von Gazprom definitiv nicht. Es ist wahrhaft beeindruckend, mit welcher Dreistigkeit man sich systematisch über jeden geschäftlichen Kodex sowie geltendes Gesetz hinwegsetzt. Der Gipfel der Frechheit ist dann die Argumentation, mit der man Schritt für Schritt den Rohstoffsektor wieder verstaatlicht: Nichteinhaltung von Umweltauflagen. Mir fehlen einfach die Worte - das wäre fast so, als wenn man der großen deutschen Bank eine Banklizenz in Haiti aufgrund einer erhöhten Korruptionspotentials verweigern würde. OK, so ganz ausgeschlossen ist das sicherlich nicht, aber Haiti ist der Korruptionssumpf schlecht hin.

Es bleibt zu hoffen, dass die Gier nach Geld die Vernunft nicht vollständig besiegt und sich insbesondere die Europäer langsam aber sicher über das Ausmaß des staatlich verordneten Rohstoff-Terrorismus in Russland bewusst werden. Es ist noch nicht zu spät ;-)

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