Montag, 20. November 2006

Ahnungslosigkeit

Nachdem ich letzte Woche wieder mal den chronisch überlasteten Kollegen aus dem hoffnungslos unterbesetzten IT-Bereich mit der Beantwortung einiger Hotline-Anfragen ausgeholfen habe, weiß ich, dass es Kollegen gibt die wissen, wie man einen aus der Ruhe bringen kann ;-)

Ein echter Härtefall war eine Kollegin, die man mir freundlicherweise überlassen hat, nachdem sie bereits mehrfach mit einem panischen Timbre in der Stimme telefonisch aufgelaufen war.

Ich rufe sie also an:

Ich: Hallo, mein Name ist $Name und ich sollte sie mal zurückrufen. Was kann ich für Sie tun?


Kollegin: Oh, Gott sei dank das sie anrufen. Ich kann mit meinem PC nicht mehr richtig ins Internet.


Ich: Mit ihrem privaten PC?


Kollegin: Ja, ist das ein Problem?


Ich: Nö - ich habe ja den Auftrag, Sie anzurufen. Können Sie mir den Fehler kurz beschreiben? Mich würde dabei insbesondere interessieren, was Sie unter "nicht mehr richtig in Internet kommen" verstehen ;-)


Kollegin: Ja, das ist ganz komisch. Ich kriege neuerdings haufenweise Fehlermeldungen, wenn ich mich ins Internet einwähle.


Ich: Und, was stand darauf?


Kollegin: Hm ... das habe ich nicht gelesen. War das denn wichtig?


Ich: Ja, ich denke schon. Können Sie den Fehler reproduzieren?


Kollegin: Ja, ich kriege die Meldungen pausenlos.


Ich: Und, lesen Sie mir mal eine vor?


Kollegin: Ja, da steht so was von 1.370 Fehler.


Ich: Schon klar, aber was steht den in der Dialogbox?


Kollegin: Ich drücke die Meldungen doch immer schnell weg, damit es zügig weitergeht.


Ich: Prima, vielleicht lassen Sie doch mal eine stehen - einfach nur so zum Spaß - und lesen mal den Text der Fehlermeldung.


Kollegin: Ja, das könnte ich natürlich mal machen.


Ich: Fein - das hilft mir sehr zu verstehen, wo das Problem sein könnte :-)


Kollegin: Ähm ... ja, also beispielsweise "Please reboot your system immediately to make sure the new protection application will work correctly." oder "Datei nicht gefunden".


Ich: Schön. So richtig schlau bin ich jetzt allerdings auch nicht. Haben Sie eigentlich einen Virenscanner installiert?


Kollegin: Ja klar!


Ich: Ist der auch aktuell?


Kollegin: Ähm ... ja, also ... keine Ahnung.


Ich: Welches Betriebssystem haben Sie denn installiert?


Kollegin: Ja Windows natürlich.


Ich: Und welches?


Kollegin: Keine Ahnung, das hat doch ihr Kollege gemacht.


Ich: OK, bringen Sie die Möhre mal vorbei.



Nachdem das Schätzchen dann im Büro stand, haben wir mal ein Unix-Derivat gebootet und einen Virenscan durchgeführt. Die 242 gefundenen Viren und Trojaner dürften dann des Rätsels Lösung gewesen sein.

Ich frage mich jedoch immer wieder, warum so viel Ahnungslosigkeit so weit verbreitet ist. Es ist doch logisch, dass man des Wahnsinns fette Beute ist, wenn man ohne Virenscanner und Firewall mit einem Windows-PC im Internet surft. Aber vielleicht fällt das in die gleiche Kategorie wie Sex ohne Gummi und ähnlichem Trallala ;-)

So, ich muss jetzt mal meinen eigentlichen Job weitermachen ...

PS: Kein Interesse am Quiz? Ist die Frage zu anspruchsvoll?

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5 Kommentare:

Am/um Montag, November 20, 2006 4:29:00 PM , Anonymous Anonym meinte...

ich surfe ohne firewall und virenscanner. seit jahren. erfolgreich. glücklich. virenfrei. wurmfrei. ein mindestmaß an grips vorrausgesetzt braucht diesen softwaremüll kein mensch. gut, ein virenscanner ist nicht schlecht, aber der sicherheitsaspekt wird völlig falsch interpretiert. das ist auch der grund, für die häufigste ursache derlei problem: hirnfrei(heit). :D
leute die ihr spatzenhirn nicht für fünf cent bemühen wollen und sich derart lernbefreit zeigen, sollten mit einer alten terminal-tastatur verprügelt werden und den rest ihres lebens mit winME verbringen. bei guter führung könnte man eventuell darüber nachdenken, diesen leuten einen thinclient zu überreichen. restriktive rechtevergabe vorrausgesetzt :D

 
Am/um Montag, November 20, 2006 11:01:00 PM , Anonymous Anonym meinte...

das hältst du für einen Härtefall ?

nein, das ist der alltägliche Wahnsinn. Ich habe täglich mit solchen Leuten zu tun. Vor dem ausliefern versehen wir die PC's immer mit allen aktuellen Patches und einem Virenscanner, so dass eigentlich nichts passieren sollte.

Keine 2 Wochen später steht die Kiste in der Regel wieder bei mir auf dem Tisch, weil den ach so schlauen User, das Updaten der Virensignatur genervt hat und dann kuzerhand der Virenscanner deaktiviert wurde.

mfg
Ritchy

 
Am/um Dienstag, November 21, 2006 1:53:00 AM , Anonymous Anonym meinte...

naja schauen wir uns einfach den letzten c't test der virenscanner an, dann wissen wir eines:
nicht gut und nicht schlecht, wirklich leistungsfähig war keiner dafür umso ressourcenraubender. am besten alle zwei wochen mal drüber jagen und gut ist.
das einzigste was hilft: mit viel logik und vor allem einem mindestmaß an sicherheitsbedenken durchs inet surfen und nicht alles runtrerladen und vor allem installieren was blinkt. auch nicht klicken.

der letzte c't tests von firewalls war noch besser... es ergab das quasi ALLE momentanen software firewalls für windows unbrauchbar sind. sie schützen kaum und behindern immer mehr. zeigen unsinnige fehlermeldungen und haben einem hacker-"angriff" nichts entgegenzusetzen.

also, wenn man den powerknopf am pc zum booten drückt, einfach mal den verstand mit anschalten!

 
Am/um Dienstag, November 21, 2006 9:01:00 AM , Anonymous Anonym meinte...

um festzustellen, dass personal firewalls nichts taugen, braucht man keine ct. pfws können prinzipbedingt nichts schützen, das liegt in der natur der sache. ein programm, dass ein anderes programm verlässlich schützen soll, darf nicht auf dem selben system operieren, wie das zu schützende. ganz einfach. wenn man diese tatsache bedenkt und sich dann noch ansieht, dass pfws, so wie die meisten umgesetzt sind, das system sogar noch zusätzlich gefährden, da sie nicht nur sehr lax gecodet sind, sondern allzu oft auch keinem internen sicherheitsleitfaden folgen, dann muss einem doch klar werden, wohin der ganze schwachsinn führt. dann schreiben sich diverse magazine einen wolf um die sicherheitsaspekte anstatt zu sagen, wohin der hase läuft - kein wunder, dass nicht nur der unerfahrene word-solitair-internet-nutzer zum opfer der medienwirksamen treibjadg wird, sondern auch zu hauf leute darauf hereinfallen, die es aufgrund ihrer stellung besser wissen sollten. wenn ich von einem system-admin höre, dass im firmennetzwerk systemlösungen von norten auf jedem rechner zwingend aktiviert sein müssen, platzt mir eine ader.
dem endanwender kann man also wirklich keinen vorwurf machen, wenn er nach dem schema f agiert: "ich habe eine pfw und einen virenscanner, ich bin sicher und kann klicken was ich will. updaten? nö, das nervt, muss ja wohl einmal langen. oh, penisverlängerung? interessant!". in zeiten einer mehr als fahrlässigen gefährdung anderer durch diese vögel, sollte man langsam aber mit nachdruck über einen internetführerschein nachdenken. es kann nicht angehen, dass die zurückliegenden wurmpandemien nur durch autistiko-II-look-a-likes zu schäden diesen ausmaßes wurden. im umkehrschluss muss man dann aber auch so konsquent sein und einer bestimmten firma ganz klar sagen: "entweder ihr rafft, wie man anhand einer internen, rigorosen richtlinie ein system ganzheitlich auf sicherheit auslegt oder ihr könnt euch öffentliche aufträge an die backe nageln."

votrag ende ;)

 
Am/um Dienstag, November 21, 2006 11:12:00 PM , Anonymous Anonym meinte...

wundert mich sowieso das bei der deutschen gesetzeswut noch kein gesetz zum "schutz vor wirtschaftlichem schaden von personen und betrieblichem gewerbe von privatanwender und betrieblichem gewerbe durch internetnutzung" *g* entstanden ist... quasi eigentlich garnicht so schlecht. wer FAHRLÄSSIG seinen pc an ein botnet "anschließen" lässt dafür haftbar gemacht wird... nur nachzuweisen was fahrlässig ist.. oh gott die ganze bürokratie.. würde ja milliarden kosten... mhhh wobei dann wäre das ja wie geschaffen für unsere regierung *g* vllt sollte man mal einen offenen brief verfassen. die 100 besten vorschläge um monatlich mind. eine billiarde euro durch bürokratie auf den kopf zu hauen und definitiv sämtl wirtschaftliche aktivitäten durch firmen gegen null laufen lässt da die firmen sich nur noch mit der bürokratie befassen muss. wer also mind 0.01 € pro jahr verdient der muss pro monat 20 mitarbeiter nur in der buchführung beschäftigen. die anzahl der mitarbeiter, die beschäftigt werden muss um die die bürokratie zu bewältigen steigt proportional um den faktor 2.67 pro verdienten 0.0089 ct.

 

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