Das Change-Log
Planvolles Handeln liegt nicht so sehr im Trend seiner Majestät König Autistiko II. - daher wäre Herumeiern eigentlich die bessere Umschreibung dessen, was wir so den ganzen Tag machen. Und daher wird über die Jahre hinweg viel gemacht und noch mehr Geld ausgegeben, aber klappen tut zum Schluß trotzdem nichts. Ganz im Gegenteil: Der Murks wird immer größer. Ich will das wieder einmal an einem kleinen Beispiel veranschaulichen:
Juni 2002
Problem erkannt und festgestellt, dass man es auf zwei Wegen lösen kann: Entweder Konzept für die Abbildung der Kundenstruktur im ERP-System entwickeln oder ERP-System verbiegen.
November 2002
Für Verbiegen des ERP-Systems entschieden und Hinweis erhalten, dass das neue Probleme aufwirft. Eine Menge Geld für das Verbiegen des ERP-Systems investiert.
Dezember 2002
Festgestellt, dass angekündigtes Problem eingetreten ist. Problem ignorieren.
Januar 2003
Kundenbeschwerden häufen sich. Problem ignorieren.
Februar 2003
Darüber nachgedacht und festgestellt, dass Änderung Mist war. Über Problem gesprochen. ERP-System noch weiter verbiegen als Lösung angesehen. Hinweis erhalten, dass das neue Probleme aufwirft. Eine Menge Geld für das Verbiegen des ERP-Systems investiert.
Mai 2003
Festgestellt, dass neue Probleme, wie angekündigt, aufgetreten sind. Problem per Memo für nicht existent erklären.
Oktober 2003
Neues Modul des ERP-Systems in Betrieb nehmen. Hinweis von Hersteller erhalten, dass das wegen des Verbiegens an anderer Stelle nicht geht. Problem ignorieren.
Januar 2004
Einführung von neuem Modul immer weiter verschieben. Verantwortung auf andere schieben.
März 2004
Druck von seiner Majestät König Autistiko II. kriegen. ERP-System wieder einmal verbiegen als Lösung angesehen. Hinweis erhalten, dass das Problem damit nicht gelöst wird. Eine Menge Geld für das Verbiegen des ERP-Systems investiert.
Januar 2005
Darüber nachdenken, ob Hinweis auf fehlendes Konzept möglicherweise berechtigt war. Feststellen, dass schon viel Geld investiert worden ist und Überlegung deshalb abbrechen.
April 2005
So, lange genug Gras darüber gewachsen. Hinweis aus 2002 als neuen Verbesserungsvorschlag anpreisen und darüber nachdenken. Feststellen, dass das einfache Lösung ist.
Juli 2005
Feststellen, dass Verbesserungsvorschlag von jemandem anderes kam und nur deshalb Mist ist. Alberne Argumente vorschieben und Überlegung abbrechen.
September 2006
Druck von seiner Majestät König Autistiko II. kriegen. Schnell ein wenig am ERP-System basteln, um gut dazustehen. Hinweis erhalten, dass das nicht funktionieren kann. Problem ignorieren.
Oktober 2006
Feststellen, dass das tatsächlich nicht richtig funktioniert. Überlegen, was man machen kann. Feststellen, dass das Verbiegen aus 2002 die Ursache ist. Zu feige sein, Fehler zuzugeben. ERP-System noch weiter verbiegen als Lösung angesehen. Noch mehr Geld für das Verbiegen des ERP-Systems investiert.
Fazit: Das Problem hat in vier Jahren gegenüber der Ausgangssituation drastisch an Komplexität zugelegt. Was mache ich hier also?
Labels: Verwaltungschaos
2 Kommentare:
Da stimmmt was mit den Jahreszahlen nicht, oder?
Ansonsten eine absolut unverständliche Geschichte, die aber zur Beschreibung der übrigen Betriebsprozesse passt.
Stimmt, da hat der Fehlerteufel zugeschlagen - vielen Dank :-)
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