Dienstag, 25. Juli 2006

Dumme Fragen

oder: Was ich schon immer mal sagen wollte

Ja, es gibt sie tatsächlich, die dummen Fragen. Wo? Na überall bzw. zu fast jeder Sendezeit im TV. Es sind die Quizfragen, die man mittlerweile in vielen Fernsehformaten vorgesetzt bekommt.

Vor ein paar Jahren waren die Quizfragen, typischerweise am Ende einer Sendung gestellt, ganz nett. Sie hatten ein Mindestmaß an geistigem Tiefgang, konnten aber problemlos beantwortet werden, wenn man die Sendung aufmerksam verfolgt hat. Irgendwie konnte ich mich nie des Eindrucks erwehren, dass so ein Quiz auch die Aufgabe hatte, mich als Konsumenten während der Werbeeinblendungen vor der Glotze zu halten - man weiß ja nie, wann die Werbung wieder zu Ende ist und die für das zu lösende Quiz entscheidende Information präsentiert wird. Die Gewinne waren, gefühlt, auch OK. Man konnte sowohl telefonisch als auch per Post oder E-Mail antworten.

Heute sieht das leider grauenvoll aus. Vermutlich dem stark abnehmenden Intellekt des durchschnittlichen Zuschauers entsprechend, oder wie kann man sonst Big Brother, zwei Dutzend Beziehungs- und Gerichtsshows sowie das Recycling von Werbespots in nicht als Dauerwerbesendung gekennzeichneten Werbesendungen erklären, ist das Niveau der Quizfragen mittlerweile dem Intellekt von Vorschulkindern angepasst. Typische Beispiele sind die folgenden Fragen:

Wie heißt die Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland?
a) Berlin
b) Lufthansa

Wie heißt die Frau von Prinz Charles mit Vornamen?
a) Camilla
b) Helmut


Absolut grenzwertig ist jedoch die offenbar täglich bei RTL gestellte Frage:

Wie warm wird es heute Mittag in $Stadt?



Da bleibt einem als Zuschauer scheinbar nichts weiter übrig, als die geistige Entmündigung durch das einzig zum Zweck der Einblendung von Werbespots mutierte Medium Fernsehen zu akzeptieren. Spätestens jedoch der Preis für einen Anruf, mit dem der Zuschauer die für ihn prognostizierte Einfältigkeit quittieren darf, hat mich dann doch ein wenig stutzig gemacht.

Mitmachen wird normalerweise mit 0,49 EUR pro Anruf bestraft. Auf der Suche nach einer Antwort auf die Frage, ob das nicht auch günstiger geht, habe ich eine interessante Berechnung erstellt:

Eine Sendung wird von 500.000 Zuschauern verfolgt. Das entspricht bei 73 Mio. Zuschauern in Deutschland einer Einschaltquote von knapp 0,70% - da würde man selbst bei 9Live von Fernsehen unter Ausschluss der Öffentlichkeit sprechen. Ein Zwanzigstel der Zuschauer, also 25.000, halten sich für besonders begabt und nehmen mit einem Anruf für 0,49 EUR am Quiz teil. Meiner Recherche zufolge bleibt gut die Hälfte der Telefonkosten, also gut 6.100 EUR beim Sender hängen.

Schauen wir uns nun einmal die Gewinne an: Ein LCD-Fernseher oder Notebook im Wert von 2.000 EUR bilden häufig schon die finanzielle Obergrenze; meistens gibt es Haushaltsgeräte mit zweifelhaften Nutzen oder ähnliche, nur die eigenen Müllgebühren in die Höhe treibende Dinge zu gewinnen. Anyway ... bleiben wir bei den 2.000 EUR, die eingehend erwähnt wurden. Da ich glaube, dass die namentliche und visuelle Erwähnung des Herstellers nicht aus charitativen Gesichtspunkten heraus erfolgt, wird es sich meistens um ein Sponsoring handeln. Den Sender hat den Gewinn also nichts gekostet.

Nun kommen wir zur eigentlichen Frage: Kann man die Telefonnummer einer Voting Line nicht auch billiger realisieren? Eine 0180x-Nummer würde es doch auch tun, oder?

Ansonsten empfinde ich das Nutzen der Voting Line für 0,49 EUR pro Anruf ziemlich dreist. In diesem Kontext scheinen die dümmlichen Fragen aber in einem ganz anderen Licht: Je einfacher sie sind, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, das sich ein intelligenter Mehrzeller dazu berufen fühlt, als geistiger Exhibitionist aufzutreten. Mit jedem Anruf wird die Kasse des Senders ordentlich gefüllt. Prima, auch eine coole Methode, das Geld aus dem Fenster zu werfen ;-)

Im Grunde agieren die Fernsehsender aber trotzdem reichlich unprofessionell. Wenn man einfach nur noch eine Antwortmöglichkeit, nämlich die Richtige vorgibt, lässt sich auch der hässliche Effekt des nicht wiederkehrenden Anrufers vermeiden: Ich habe doch ein viel besseres Gefühl, wenn ich schon bei Anruf weiß, dass ich nicht die falsche Antwort geben kann.

Tja, so läuft das mit uns verblödeten TV-Junkies. Das haben aber schon die Hippies recht treffend bemerkt: Dummheit ist ein Brunnen der niemals austrocknet ;-)

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3 Kommentare:

Am/um Dienstag, Juli 25, 2006 5:45:00 PM , Blogger limone meinte...

aua.
aber die temperatur-frage ist durchaus diffizil, da kann man sich schon mal um ein grad vertun, je nach wetterdienst. ;-)

 
Am/um Mittwoch, Juli 26, 2006 1:35:00 PM , Anonymous Anonym meinte...

Das beste snid doch diese Statisten die irgendwelchen Schwachsinn reden, sich 40 mal wiederholen "Das ist ganz einfach das weiss selbst ich... rufen Sie an!"

Die sind wahrscheinlich damit belohnt worden, dass man Ihnen keinen LCD Fernseher gegeben hat sondern deren dumme Freundin darf sich mal 2 Wochen im Bikini auf 9Live rumtümmeln und all ihr Wissen präsentieren!

Wer weiss- die Chance für den Karrieresprung als Moderatorin? Als Topmodel? Als Biotonne? Als ... Vorlage für 70jährige? Oder ist Sie danach genauso arbeitslos und dumm wie vorher?

Wer es weiss ruft einfach an:

0137/xxxxxx

49000,00EUR pro Anruf


Sorry aber wer auf den Quatsch reinfällt tut mir echt leid!

 
Am/um Donnerstag, Juli 27, 2006 10:35:00 PM , Anonymous Anonym meinte...

Habe bei dem Titel erst an ganz was anderes gedacht ...

"Hier ist dein Schild"
http://www.hier-ist-dein-schild.de/

 

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