Mittwoch, 1. März 2006

Alles total normal oder was?

oder: Wo Mäßigung ein Fehler ist, da ist Gleichgültigkeit ein Verbrechen*)

Ich habe neulich im Handelsblatt unter dem Titel "Ist Ihr Chef ein Psychopath" eine Kolumne gelesen in der es um die Analyse der sozialen Kompetenz von Managern in Deutschland ging. Das Fazit des Autors war ernüchternd: Durchschnittlich sind rund 1% der gesamten Bevölkerung Psychopathen. Bei den Managern ist die Quote mit über 3% mehr als dreimal so hoch.

Ursächlich wurde der unbedingte Wille zum Siegen der Psychopathen ausgemacht. Dies macht den psychopathischen Manager im ersten Moment zu einem attraktiven Typus Mensch. Gleichzeitig wird aber auch auf die im Schatten liegende Seite aufmerksam gemacht. Es handelt sich, um es mit einfachen Worten auszudrücken, um Management by Noah: Ein tolles Boot bauen und nach mir die Sintflut.

Die gedankliche Auseinandersetzung mit typischerweise bei Psychopathen zu beobachtenden pathologischen Verhaltensweisen sowie der Vergleich mit seiner Majestät König Autistiko II. brauchte erstaunliche Übereinstimmungen:

  • Sie diskutieren nie eine Sache, außer mit sich selbst.
  • Sie kennen keine moralischen Wertvorgaben.
  • Sie halten sich nicht an die Regeln.
  • Sie reagieren stets überzogen und expressiv.
  • Sie behandeln Untergebene in einem feudalistischen Stil.


Hinweise zum Umgang mit seiner Majestät König Autistiko II. gab es nicht. Ich habe aber Gewissheit dahingehend erlangt, dass entsprechende Verhaltensmuster bereits mit dem 20. Lebensjahr als nicht mehr therapierbar gelten. Allerdings bin ich mir ziemlich sicher, dass hier nur schulmedizinisch anerkannte Methoden berücksichtigt wurden. Ich habe mir daher überlegt, es einmal mit, sagen wir einmal, traditionellen Praktiken auszuprobieren. Spontan fällt meine Wahl auf Voodoo. Auch wenn dies durchaus als Indiz für meine sadistische Ader zu werten ist, muss ich deutlich darauf hinweisen, dass das Manipulieren von Voodoo-Puppen mit Nadeln als Erfindung der Filmindustrie zu den klassischen urbanen Legenden gehört - aber ein diabolischer Spaß könnte das trotzdem werden ;-)

Tja, per Saldo hilft vermutlich nur durchhalten und der Weisheit von Lucius Annaeus Seneca vertrauen: Ducent vollentem fata nollentem trahunt (lat.: Den Willigen führt das Schicksal, den Widerstrebenden schleppt es mit).


*) Zitat von Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799)

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1 Kommentare:

Am/um Mittwoch, März 01, 2006 12:57:00 PM , Anonymous Anonym meinte...

Leider wahr: Es lässt sich wissenschaftlich nachweisen, das schon BWL-Studenten überdurchschnittlich persönlichkeitsdeformiert sind bzw. in unterdurchschnittlich entwickeltes Sozialverhalten zeigen:

"Studying economics also seems to make you a nastier person. Psychological studies have shown that economics graduate students are more likely to “free ride” — shirk contributions to an experimental “public goods” account in the pursuit of higher private returns — than the general public.

Economists also are less generous than other academics in charitable giving. Undergraduate economics majors are more likely to defect in the classic prisoner’s dilemma game than are other majors. And on other tests, students grow less honest — expressing less of a tendency, for example, to return found money — after studying economics, but not after studying a control subject like astronomy (Frank, Gilovich, and Regan 1993)."

Aus http://www.wallstreetthebook.com/ p.153 bzw.
Frank, Robert H., Thomas Gilovich, and Dennis T. Regan (1993). “Does Studying Economics Inhibit Cooperation?,” Journal of Economic Perspectives 7 (Spring), pp. 159–171.

Endlich einmal eine wissenschaftliche Untersuchung, deren Ergebnis auch meiner Alltagserfahrung entspricht.

 

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